Jahrhunderthochwasser im Westen Deutschlands, monatliche Meldungen von Temperaturrekorden seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, der Süden Europas in Flammen, Hitzetode in Kanada und den USA – nicht erst durch die Bewegung Fridays for Future ist klar, dass das Thema Klimaschutz drängender nicht sein könnte. Doch wird die anstehende Bundestagswahl tatsächlich eine Klimawahl? Wird die Entscheidung der deutschen Wählerinnern und Wähler richtungsweisend beim Thema Klimaschutz? Wie groß sind die Unterschiede zwischen den Forderungen der Parteien? Und vor allem – was bedeutet das für den Ausbau Erneuerbare Energien in Deutschland? Wir vergleichen die Wahlprogramme der großen Parteien hinsichtlich ihrer Aussagen bezüglich Windenergie und Photovoltaik.
Nach Urteil des Bundesverfassungsgerichts reichen die bisherigen, im Klimaschutzgesetz festgesetzten Bestrebungen zur Einhaltung der europäischen Zielvorgaben zum Klimaschutz nicht aus (1). Die bisherigen Inhalte genügten demnach nicht, um die verbindlich festgelegten Höchstwerte der Jahresemissionen bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Die Grundlage hierfür bilden die Berechnungen des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU) zu einem deutschen CO2-Restbudget bis zur Erreichung der Klimaneutralität in 2050 (2). Das bisherige Klimaschutzgesetz hat Emissionsmengen bis 2030 vorgesehen, die aber beinahe der insgesamt verbleibenden CO2-Menge entsprechen (3). Die daraus resultierende Pflicht zukünftiger Generationen, ab 2030 klimaneutral zu agieren, wurde als verfassungswidrig erklärt (1). Mit den Zielvorgaben des bisherigen Klimaschutzgesetzes strebte die Bundesregierung eine Reduktion der CO2-Emissionen auf 543 Megatonnen bis zum Jahr 2030 an und sah eine 95%ige Minderung bis zum Jahr 2050 vor. Durch die kürzlich beschlossene Novellierung des Gesetzes wurde das Ziel der Treibhausgasneutralität auf das Jahr 2045 vorgezogen und zudem das System der jahresscharfen zulässigen Emissionsmengen eingeführt (4). Gemäß den Berechnungen des SRU wäre das nationale CO2-Budget bei einer linearen CO2-Reduktion ab dem Jahr 2019 bereits 2038 verbraucht.
Welche Ziele und Maßnahmen die einzelnen Bundestagsparteien in ihren Wahlprogrammen zur Erreichung der Klimaneutralität gesetzt haben wird im Folgenden eingehender beleuchtet. Die Reihenfolge der dargestellten Parteien orientiert sich am Ergebnis der letzten Bundestagswahl 2017.
Abbildung 1: Pfad der Emissionsreduktion in den einzelnen Sektoren in Deutschland (2)
CDU/CSU
Auch die Union stellten Ende Juni ihr gemeinsames Wahlprogramm vor (5). „Schneller, effizienter und digitaler soll Deutschland werden – und dabei klimaneutral sein.“ Bundeskanzlerkandidat Laschet betonte bei der Vorstellung des Programms, dass die Union einen konsequenten Klimaschutz mit wirtschaftlicher Stärke und sozialer Sicherheit verbinde.
Tabelle 1: Festgelegte Zeiträume der Union zur Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele (5)
Überblick Ziele | Klimaneutralität bis | Kohleausstieg bis | 100 % Erneuerbare bis | Ausbauziele Wind und PV |
2045 | 2038 wie beschlossen | Keine Festlegung |
Die Union fasst in ihrem Wahlprogramm zusammen, dass es nicht ausreicht, nur an ein paar Stellschrauben zu drehen, sondern im kommenden Jahrzehnt auf Modernisierung und soziale Marktwirtschaft zu setzen. In Bezug auf den Kampf gegen den Klimawandel fehlt es im weiteren Verlauf zwar nicht an ambitionierten Zielen, jedoch an konkreten Ideen und Vorschlägen für eine schnelle Umsetzung. Überraschend – und nicht ohne Unmut bei der CDU zu erzeugen – kam es dann, dass die CSU Ende Juli ein eigenes Maßnahmenpapier nachlegte (6 & 7).
Für die zunehmend langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren bei Windenergievorhaben plant die Union die Planungs- und Genehmigungsverfahren durch Digitalisierung, einheitliche Standards und eine bessere Vernetzung zwischen den Behörden zu verkürzen. Neu sind diese Ansätze nicht. Wirtschaftsminister Peter Altmaier nannte solche Ansätze bereits vor zwei Jahren in seinem Arbeitsplan zur Stärkung der Windenergie an Land (8). Aus der umfangreichen Praxiserfahrung von 4initia muss jedoch festgestellt werden, dass es bisher keinerlei positive Auswirkungen auf die laufenden Verfahren gibt. In vielen Fällen wurde in den vergangenen Jahren sogar beobachtet, dass die Anforderungen der Behörden gestiegen sind. Eine signifikante Verkürzung würde den Ausbau der Windenergie durchaus beschleunigen. Zumindest stellte Markus Söder am 21. Juli in einer Regierungserklärung vor dem Bayerischen Landtag eine Lockerung der höchst umstrittenen Mindestabstandsregel für Windkraftanlagen in Aussicht (6).
Das „Energiekonzept für die Zukunft“ liest sich in Bezug auf den Ausbau von Windenergie- und Photovoltaikanlagen dagegen wie ein „weiter so“, wenn auch als Bekenntnis zu beiden Technologien. Zahlen zu höheren Ausbauzielen werden nicht genannt. Zwar wird auf Zukunftstechnologien wie Speicher und Wasserstoff gesetzt, doch der weiterhin steigende Energiebedarf in Deutschland in Verbindung mit dem Atom- und Kohlestromausstieg benötigt möglicherweise zwingend ambitionierte Ausbaupfade für die Schlüsseltechnologien Windenergie und Photovoltaik (9).
Das Wahlprogramm der Union nennt einige Vorschläge zur Reduzierung der CO2-Emissionen unabhängig von der Stromproduktion. Unter anderem für den landwirtschaftlichen Sektor, welcher einen hohen Anteil klimaschädlicher Gase aufweist, werden Maßnahmen formuliert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt darin, den Emissionshandel national, aber auch international weiter zu etablieren.
SPD
Die SPD zeigt in ihrem Wahlprogramm vier Zukunftsmissionen auf, um die deutsche Klima- und Energiepolitik weiter voranzutreiben (10). Eine der Missionen widmet sich dem Schutz vor dem Klimawandel und der Transformation hin zu einem klimaneutralen Deutschland. Dazu wurde eine Reihe an Zielen fixiert, um das 1,5 °C Ziel des Pariser Abkommens einzuhalten. Dies soll mithilfe des Ausbaus der Erneuerbaren Energiequellen Windkraft, Sonne und Wasserstoff erreicht werden. Die SPD strebt bis 2030 einen Anteil von 65 % und 88 % bis 2040 an Erneuerbaren Energien am Strommarkt an, bis 2045 Klimaneutralität erreicht werden soll.
Tabelle 2: Festgelegte Zeiträume der SPD zur Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele (10)
Überblick Ziele | Klimaneutralität bis | Kohleausstieg bis | 100 % Erneuerbare bis | Ausbauziele Wind und PV |
2045 | 2038 wie beschlossen | 2040 | Keine Festlegung |
Eine Maßnahme, die zu Beginn der kommenden Legislaturperiode durchgeführt werden soll, ist die Erzeugung des Solarstroms auf öffentlichen Gebäuden und gewerblichen Neubauten. Darüber hinaus sollen erneuerbare Energien auch die Gebäudewärme regulieren und die bisher existierende EEG-Umlage bis 2025 durch eine Finanzierung aus dem Bundeshaushalt ersetzt werden. Das Geld setzt sich unter anderem aus der CO2-Bepreisung zusammen.
Um die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen möglichst rasch zu beenden, liegt das Hauptaugenmerk der Partei auf dem Ausbau Erneuerbarer Energien. Neben der erneuerbaren Stromerzeugung sollen notwendige Maßnahmen, wie der Ausbau der Stromnetze, Bahnstrecken, Wasserstoffleitungen und Ladesäulen für Elektroautos umgesetzt werden. Da in vielen Wirtschaftsbereichen auf Erneuerbare Energien umgestiegen werden soll, wie beispielsweise im Verkehr oder der Industrie, wird der Strombedarf rasant ansteigen, wodurch ein schneller Ausbau unerlässlich wird. In Bereichen, in denen eine Elektrifizierung nicht umsetzbar ist, soll vor allem Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien zum Einsatz kommen. In Verbindung dazu steht das weitere Ziel, dass Deutschland bis 2030 zum Vorbild in Bezug auf Wasserstofftechnologien wird und damit verschiedene Aspekte der Mobilität und industriellen Erzeugung klimaneutral gestaltet werden können.
Während konkrete Minderungsziele für CO2-Emissionen im Wahlprogramm der SPD fixiert worden sind, fehlt es dem Programm jedoch an klaren Aussagen zu Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität und dem Auslaufen des fossilen Verbrenners.
FDP
Mit der Aussage „Mehr German Mut für mehr Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung“ präsentiert die FDP in ihrem Wahlprogramm ihre Forderungen im Bereich der Energie- und Klimapolitik (11).
Tabelle 3: Festgelegte Zeiträume der FDP zur Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele (11)
Überblick Ziele | Klimaneutralität bis | Kohleausstieg bis | 100 % Erneuerbare bis | Ausbauziele Wind und PV |
2050 | Langsamer als 2038 | Keine Festlegung |
Die Kosten für Strom in Deutschland erachtet die FDP für nahezu alle Verbrauchergruppen als zu hoch. Um eine Kostensenkung zu erreichen, ist die schrittweise Abschaffung der EEG-Umlage neben einer Absenkung der Stromsteuer auf das EU-Mindestmaß geplant. Bestehende Förderzusagen sollen durch eine CO2-Bepreisung finanziert werden. Die Erneuerbaren Energien werden folglich ohne staatlich garantierte Abnahmepreise vollständig in den Wettbewerb überführt. Ausbaupfade für einzelne Technologieträger lehnt die Partei ausdrücklich ab. Der CO2-Preis soll geografisch und auf alle Sektoren ausgeweitet werden. Der zulässige Ausstoß wird jährlich festgelegt, wofür Zertifikate erworben werden müssen. Deren jährliche Verknappung führt zu einem Preisanstieg, der klimafreundliche Technologien attraktiver machen soll. Konkrete Angaben zur Ausgestaltung und Umsetzung der CO2-Bepreisung werden dabei allerdings nicht genannt. Im Rahmen der Klimadividende, einem jährlich berechneten pauschalen Betrag, welcher an die Bevölkerung ausgezahlt wird, soll die Aufkommensneutralität der CO2-Bepreisung gewährleistet werden.
Die FDP plant, Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe neben Strom als zweite Säule im künftigen Energiesystem auszubauen und die Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben. Volatiler erneuerbarer Strom ist durch die Erzeugung von Wasserstoff mithilfe von Elektrolyse speicher- und transportierbar. Um die Energieproduktion kostengünstig sicherzustellen, ist ein weltweites Anlageninvestment erforderlich. Windkraft- oder Photovoltaikanlagen an geeigneten Standorten in Verbindung mit angeschlossener Infrastruktur seien für die Herstellung von Energieträgern geeignet. Im Wahlprogramm fehlen Konkretisierungen, wann, wo und wie die benötigten Strommengen erzeugt werden sollen.
Um langwierige Genehmigungsverfahren beim Ausbau der Erneuerbaren Energien zu vereinfachen, wird die Entbürokratisierung des Energierechts sowie Planungs- und Genehmigungsverfahren angestrebt. Da die Energiewende sektorübergreifend erfolgen muss, setzt die FDP im zukünftigen Energiesystem nicht auf eine vollständige direkte Elektrifizierung aus erneuerbarem Strom. Die FDP strebt eine naturwissenschaftlich fundierte Energiepolitik an, die auf Innovationen, Wettbewerb und hohe gesellschaftliche Akzeptanz beruht.
In ihrem Wahlprogramm bekennt sich die FDP zur Klimaneutralität bis 2050 und der Erreichung des 1,5 °C-Ziels des Pariser Klimaabkommens. Allerdings wird keine Aussage getroffen, ob die Partei den deutschen Strombedarf zukünftig zu 100 % durch erneuerbare Energien decken will. Die klimapolitischen Forderungen konzentrieren sich auf technologische und marktwirtschaftliche Lösungen. Mithilfe von Innovationen und dem Einsatz neuer Technologien soll Energie kostengünstig transformiert und zum Klimaschutz beigetragen werden. Die negativen Folgen des Klimawandels auf die Umwelt sollen durch innovative Lösungen und Wettbewerb bewältigt werden. Aus diesem Grund spricht sich die Partei für die steuerliche Förderung der Forschung und Entwicklung eben jener Technologien aus, die zum Klimaschutz beitragen.
Die Linke
Unter dem Titel „Zeit zu handeln! Für soziale Sicherheit, Frieden und Klimagerechtigkeit“ veröffentlicht die Linke am 20. Juni als eine der letzten Parteien ihr Wahlprogramm für die Bundestagswahl (12). Während in einigen Parteien die konkrete Ausgestaltung der nationalen CO2-Bepreisung rege diskutiert wird, spricht sich die Linke konkret gegen einen Handel mit Emissionszertifikaten aus. Stattdessen sollen verbindliche Klimaziele und Emissionsobergrenzen für Konzerne aber auch die Zivilgesellschaft umgesetzt werden. Auf EU-Ebene hingegen fordert die Partei eine Reform des EU-Emissionshandels, wobei keine Einbeziehung des Verkehrs- und Wärmesektors in den EU-ETS erfolgen soll.
Tabelle 4: Festgelegte Zeiträume der Linken zur Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele (12)
Überblick Ziele | Klimaneutralität bis | Kohleausstieg bis | 100 % Erneuerbare bis | Ausbauziele Wind und PV |
2040 | 2030 | 2035 | Bis 2025: |
Die Linke kritisiert die verpasste Chance der aktuellen Regierung, ausreichend Maßnahmen zu ergreifen welche die Erderwärmung auf maximal 1,5 °C beschränken. Um das Ausmaß der globalen Erderwärmung zu begrenzen, strebt die Partei Klimaneutralität und damit einen kompletten Stopp des Einsatzes fossiler Energieträger bis 2035 an. Um sogenannte Rebound-Effekte zu vermeiden, soll dabei nicht nur auf nachhaltige Technologien gesetzt werden, sondern ein sozioökologischer Systemwechsel initiiert werden. Dies beinhaltet zum einen die Entmachtung großer Energiekonzerne und Ausrichtung der Produktion in öffentlichem oder genossenschaftlichem Eigentum. Bis zum Jahr 2030 will die Partei die Senkung nationaler Emissionen um mindestens 80 % gegenüber dem Referenzniveau von 1990 erreichen.
Konkret wirbt die Linke deshalb für eine strukturelle Umgestaltung des EEG. Um den Aufwand der Umsetzung von Bürgerenergieprojekten zu senken, sollen Ausschreibungssysteme erst bei Projekten ab einer Gesamtleistung von 18 MW bzw. ab einer Projektgröße von fünf Anlagen greifen. Als Ziel setzt sich die Partei den Ausbau der Gesamtkapazitäten von jährlich 10 GW im Bereich Photovoltaik, 7 GW bei Onshore-Windkraft und 2 GW im Bereich der Offshore-Windkraft bis 2025. Durch die verpflichtende Miteinbeziehung der Standortgemeinden soll die Beteiligung an Windenergie-, PV- und Energiespeicherprojekten erleichtert werden. Die Energiewende soll unter anderem mithilfe von Mieterstromkonzepten, Energiegenossenschaften und Bioenergiedörfern bevölkerungsnah gestaltet werden, Energiearmut soll außerdem durch bezahlbare Sockeltarife verhindert werden.
Insgesamt legt die Partei in ihrem Wahlprogramm zwar ambitionierte Ziele vor, jedoch wird nicht genauer darauf eingegangen, wie die politischen Bestrebungen umgesetzt werden sollen. Es stellt sich somit die Frage, ob hinter dem „sozialökologischen Systemwechsel“, welchen die Linke verspricht, auch die notwendigen Instrumente stehen.
Bündnis 90/Die Grünen
Mit der Frage „Wie schaffen wir es, Wirtschaft und Klimaschutz zu versöhnen und gleichzeitig für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen?“ fasst Annalena Baerbock die zentralen Aspekte des Parteiprogramms der Grünen zusammen (13 & 14). Während das im Juni beschlossene Wahlprogramm die langfristigen Ziele der Partei konkretisiert, legen die Grünen Anfang August die Grundlage für ein Klimaschutz-Sofortprogramm vor und die Partei erhöht damit den Handlungsdruck im Bereich Klimaschutz bei den anderen Parteien noch weiter (15).
Tabelle 5: Festgelegte Zeiträume der Grünen zur Erreichung der klima- und energiepolitischen Ziele (14)
Überblick Ziele | Klimaneutralität bis | Kohleausstieg bis | 100 % Erneuerbare bis | Ausbauziele Wind und PV |
2040 | 2030 | 2035 | Wind onshore: 5-6 GW/Jahr |
Den von der Großen Koalition beschlossenen Kohleausstieg 2038 wollen die Grünen bereits auf das Jahr 2030 vorziehen. Die negative Umweltauswirkung bei der Erzeugung der fossilen Energieträger sollen im Rahmen des Emissionshandels auf nationaler und EU-Ebene bepreist werden. Sollte die Lenkungswirkung des EU ETS (Emissions Trading System) ausbleiben, will die Partei einen nationalen CO2 Mindestpreis in den Bereichen Stromerzeugung und Fertigungsindustrie von 60 € pro Tonne CO2 auf nationaler Ebene einführen. Die Bepreisung läge damit knapp über dem festgelegten CO2-Preis der Bundesregierung.
Gleichzeitig soll der Ausbau erneuerbarer Energien weiter vorangetrieben werden – konkret soll die Energieversorgung Deutschlands bis zum Jahr 2035 aus 100 % Erneuerbaren Energien erfolgen. Aus diesem Grund setzen sich die Grünen zum Ziel, innerhalb der nächsten vier Jahre weitere 1,5 Mio. Dächer mit PV-Anlagen auszustatten, unterstützt durch Leasing-, Pacht- und sog. Contractingmodellen. Nicht nur die Realisierung von Dachanlagen, sondern auch der Bau von Photovoltaik-Projekten auf Freiflächen soll durch politische und rechtliche Anpassungen erleichtert werden.
Rund zwei Prozent der Flächen bundesweit will die Partei für den Ausbau Erneuerbarer Energien nutzen und auch für einen Bürokratieabbau bei der Genehmigung von Windenergieprojekten sorgen. Baerbock spricht von einem „Angebot für die Breite der Gesellschaft“ (16). Die Energiewende soll mithilfe von Energiegemeinschaften und der Beteiligung von Gemeinen an den Einnahmen Erneuerbarer Energie-Projekte möglichst bevölkerungsnah gestaltet werden.
Das kürzlich durch die Grünen veröffentlichte Klimaschutz-Sofortprogramm für die nächste Bundesregierung greift die zentralen Kernpunkte des Parteiprogramms weiter auf. Zehn konkrete Vorschläge, wie die Umsetzung der Klimaschutzpolitik in der nächsten Legislaturperiode unmittelbar erfolgen soll, werden darin aufgeführt. Diese Maßnahmen sollen mithilfe einer Klimaschutz-Task-Force unter der Federführung eines Klimaschutzminisierums umgesetzt werden.
Fazit
Während den Themen Umwelt- und Klimaschutz in den Programmen vergangener Bundestagswahlen wenig Beachtung geschenkt wurde, widmen sich alle der genannten Parteien an mehreren Stellen ihrer Wahlprogramme dem Thema Klimapolitik. Konstatiert werden muss jedoch die fehlende Ausgestaltung der konkreten Pläne der meisten Parteien.
Zögerlich und nur wenig konkret reagieren die Parteien dabei auf die immer lauter werdenden zivilgesellschaftlichen Forderungen nach schärferen Maßnahmen für den Klimaschutz. Während die FDP nationale Klimaneutralität bis 2050 anstrebt und es an notwendigen Zwischenschritten mangelt, wollen CDU/CSU sowie SPD bis zum Jahr 2045 ein treibhausgasneutrales Deutschland erwirken. Nur die Grünen und die Linke setzen sich bereits 2035 als Zielmarke.
Zwar bekennen sich alle Parteien zu den Zielen des Pariser Abkommens, ob die Bemühungen der einzelnen Parteien zur Eingrenzung der Erderwärmung deutlich unter 2 °C ausreichen, lässt sich jedoch mit keinem klaren „ja“ beantworten. Ausschlaggebend ist nun die Zusammensetzung der kommenden Regierungskoalition, sowie Umsetzungswillen jener Parteien in Bezug auf Umweltschutz.
Anmerkung: Auf das Parteiprogramm der AfD wurde bewusst nicht eingegangen. Einer von vielen Gründen ist, dass die Partei den menschengemachten Klimawandel leugnet.
AUTOREN: LAURA GEISELMANN, ANNIKA GÖRNT, ANNA PROBST, THOMAS RUMPEL UND MIRKO SIEGMUND
QUELLEN:
(1) Bundesverfassungsgericht (2021). Verfassungsbeschwerden gegen das Klimaschutzgesetz teilweise erfolgreich: Bundesverfassungsgericht – Presse – Verfassungsbeschwerden gegen das Klimaschutzgesetz teilweise erfolgreich (abgerufen am 24.08.2021).
(2) Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) (2020). Pariser Klimaziele erreichen mit dem CO2-Budget. Verfügbar unter: https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/01_Umweltgutachten/2016_2020/2020_Umweltgutachten_Kap_02_Pariser_Klimaziele.pdf?__blob=publicationFile&v=29 (abgerufen am 06.08.2021).
(3) Deutscher Bundestag (2019). Entwurf eines Gesetzes zur Einführung eines Bundes-Klimaschutzgesetzes. Verfügbar unter: https://dserver.bundestag.de/btd/19/143/1914337.pdf (abgerufen am 06.08.2021).
(4) Deutscher Bundestag (2021) Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Änderung des Bundes-Klimaschutzgesetzes. Verfügbar unter: https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Glaeserne_Gesetze/19._Lp/ksg_aendg/Entwurf/ksg_aendg_bf.pdf (abgerufen am 06.08.2021).
(5) CDU/CSU (2021). Das Programm für Stabilität und Erneuerung. Gemeinsam für ein modernes Deutschland. Verfügbar unter: https://www.csu.de/common/download/Regierungsprogramm.pdf (abgerufen am 06.08.2021).
(6) Bayerischer Landtag (2021). Bayerns Klimaziele im Blick. Verfügbar unter: https://www.bayern.landtag.de/aktuelles/aus-dem-plenum/21072021-regierungserklaerung/ (abgerufen am: 06.08.2021).
(7) Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) (2021). Klimaschutz ins Grundgesetz? Unmut in CDU und CSU über Söder-Vorstoß. Verfügbar unter: https://www.rnd.de/politik/klimaschutz-ins-grundgesetz-unmut-in-cdu-und-csu-uber-soder-vorstoss-W6KRJ5HGRMGGU37YJXFTEJ4LSQ.html (abgerufen am 24.08.2021)
(8) Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) (2021). Bundeswirtschaftsministerium legt Arbeitsplan zur Stärkung der Windenergie an Land vor. Verfügbar unter: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2019/20191007-bmwi-legt-arbeitsplan-zur-staerkung-der-windenergie-an-land-vor.html (abgerufen am 06.08.2021).
(9) AG Energiebilanzen e.V. (AGEB) (2021). Energieverbrauch in Deutschland – Daten für das 1. Quartal 2021. Verfügbar unter: https://ag-energiebilanzen.de/20-0-Berichte.html (abgerufen am 06.08.2021).
(10) Sozialdemokratische Partei Deutschland (SPD) (2021). Aus Respekt vor deiner Zukunft. Das Zukunftsprogramm der SPD. Verfügbar unter: https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Beschluesse/Programm/SPD-Zukunftsprogramm.pdf (abgerufen am 06.08.2021).
(11) Freie Demokratische Partei (FDP) (2021). Wahlprogramm der Freien Demokraten. Verfügbar unter: https://www.fdp.de/sites/default/files/2021-06/FDP_Programm_Bundestagswahl2021_1.pdf (abgerufen am 06.08.2021).
(12) DIE LINKE (2021). Zeit zu handeln! Für soziale Sicherheit, Frieden und Klimagerechtigkeit. Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2021. Verfügbar unter: https://www.die-linke.de/fileadmin/download/wahlen2021/Wahlprogramm/DIE_LINKE_Wahlprogramm_zur_Bundestagswahl_2021.pdf (abgerufen am 06.08.2021).
(13) ZDFheute (2021). Baerbock nach Parteitag „Märkte der Zukunft sind klimaneutral“. Verfügbar unter: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/baerbock-gruene-bundestagswahl-programm-100.html (abgerufen am 06.08.2021).
(14) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (2021). Deutschland. Alles ist drin. Bundestagswahlprogramm 2021. Verfügbar unter: https://cms.gruene.de/uploads/documents/Wahlprogramm-DIE-GRUENEN-Bundestagswahl-2021_barrierefrei.pdf (abgerufen am: 06.08.2021).
(15) BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (2021). Klima retten, Menschen schützen. Klimaschutz-Sofortprogramm für die nächste Bundesregierung. Verfügbar unter: https://cms.gruene.de/uploads/documents/20210803_Klimaschutz-Sofortprogramm.pdf (abgerufen am 06.08.2021).
(16) Deutschlandfunk (2021). Bundestagswahl 2021. Verfügbar unter: https://www.deutschlandfunk.de/bundestagswahl-2021-was-im-wahlprogramm-der-gruenen-steht.2897.de.html?dram:article_id=494383 (abgerufen am 06.08.2021).