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Carbon Capture and Storage (CCS) – Gamechanger oder Tropfen auf den heißen Stein?

Mit einem Anteil von rund 66 % an den langlebigen Treibhausgasen im Jahr 2020 ist Kohlenstoffdioxid seit Beginn der Industrialisierung zum Haupttreiber des anthropogenen Klimawandels geworden (1). Im Zuge des Pariser Klimaabkommens im Jahr 2015 wurde von 196 Staaten und der Europäischen Union beschlossen, die Auswirkungen des Klimawandels abzubremsen und die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu beschränken. Um das so entstandene Ziel von 1,5° Celsius noch mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 % einhalten zu können, bleibt laut Bericht des Weltklimarats aus dem Jahr 2021 seit Anfang 2020 lediglich noch ein CO2-Budget von etwa 400 Gt. Zur Einhaltung des Ziels von 2° Celsius ergibt sich im gleichen Szenario ein CO2-Budget von etwa 1150 Gt. Dies entspricht bei den aktuellen jährlichen CO2-Emissionen einem Zeitraum von 7,5 bzw. 25 Jahren, bis die Klimaneutralität unabdingbar ist (2, 30). Um diese Grenzen nicht zu überschreiten, müssen die Treibhausgasemissionen weltweit drastisch vermindert und auf emissionsarme Technologien umgerüstet werden. Doch sowohl große als auch kleine Global Player scheinen ihre Emissionen nicht schnell genug reduzieren zu können. Allein China installierte noch bis 2020 jährlich eine Leistung von 40 GW an neuen Kohlekraftwerken (3). In Deutschland wurde der Kohleausstieg bis 2038 beschlossen (4), obwohl die Klimaneutralität in Deutschland laut einer Studie des Wuppertal Instituts bereits bis spätestens 2035 erreicht werden muss, um die Klimaziele einhalten zu können (5). Aus diesem Grund benötigt es sowohl Technologien, die CO2-Emissionen reduzieren als auch solche, die bereits vorhandene Treibhausgase aus der Atmosphäre entnehmen und binden können. Dabei ist die Thematik der CO2-Abscheidung und Speicherung kein neues Thema. Schon im Juni 2012 wurde beispielsweise in Deutschland das sogenannte CCS-Gesetz verabschiedet, welches es möglich machen sollte, CO2 im Untergrund zu speichern. Doch bereits fünf Monate später mussten aufgrund der fehlenden Akzeptanz und des hohen öffentlichen Drucks die meisten CCS-Vorhaben aufgegeben, auf unbestimmte Zeit verschoben oder inhaltlich sehr stark geändert werden (26). Im Jahr 2019 wurde die Debatte in Deutschland, im Zuge von zu befürchtenden Versäumnissen im Klimaschutz und dem Bericht des Weltklimarates, durch die ehemalige Bundeskanzlerin erneut belebt (27).

Im Folgenden soll daher die Carbon Capture and Storage (CCS) Technologie näher beleuchtet werden, um zu klären, wie diese funktioniert und ob sie einen relevanten Beitrag zum Erreichen der globalen Klimaziele leisten kann.

Was versteht man unter CCS?

Unter dem Begriff CCS-Technologie wird nicht nur der Abscheidung, sondern auch der Transport und die Langzeitlagerung von CO2 vereint. Sie gehört zum Portfolio der Mitigationstechnologien zur Stabilisierung der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre und lässt sich generell in die Untergruppen Carbon Capture Storage (CCS), sowie Carbon Capture Utilization (CCU) einteilen (6). Dabei unterscheiden sich diese beiden Ansätze hauptsächlich in der Art und Weise, wie mit dem aufgefangenen CO2 im Anschluss umgegangen wird. Während das übergeordnete Funktionsprinzip beider Ansätze das Gleiche ist, strebt CCS die Endlagerung des gefangenen CO2 an. Bei CCU hingegen soll das CO2, wenn möglich, zu anderen Produkten weiterverarbeitet und somit eine Kreislaufwirtschaft errichtet werden (7). Bis zur Implementierung im großen Maßstab benötigt es jedoch die CCS-Technologie, um in der Zwischenzeit so viel Emissionen zu vermeiden wie nur möglich. In der Abbildung 1 ist die CO2-Abscheidung und Speicherung schematisch dargestellt.


Abbildung 1: Schematische Darstellung des CCS-Verfahrens (eigene Übersetzung nach (29))

Wie funktioniert CCS?

Im ersten Schritt ist es notwendig das CO2 aufzufangen bzw. „abzuscheiden“. Dies geschieht in der Regel mit einem der folgenden drei Prozesse:

Das sogenannte Post-Combustion-Verfahren kommt vorwiegend bei der Verstromung von Kohle zum Einsatz und wurde bereits in groß skalierten Projekten erprobt. Dabei wird das entstandene Rauchgas durch eine Art Filter geleitet, durch den das CO2 abgeschieden werden kann, bevor es in die Atmosphäre geleitet wird (7). Der Vorteil dieses Verfahrens ist insbesondere, dass bestehende Kraftwerke mit niedrigem technischem Aufwand nachgerüstet werden können (28).

In der Gasindustrie findet das Pre-Combustion-Verfahren bereits weltweit Anwendung, da CO2 dort oft bereits als Neben- oder Abfallprodukt in einem der Zwischenschritte entsteht. Dieses bereits vor dem Endschritt aus dem Produktgas herauszufiltern ist meist günstiger und wird aus diesem Grund dem Post-Combustion-Verfahren vorgezogen (6,  7,  8). In anderen Bereichen, wie zum Beispiel im Energiesektor, ist das Pre-Combustion-Verfahren selten anzutreffen. Grund dafür ist die mangelnde Kompatibilität mit konventionellen Kraftwerken (28).

Das dritte Verfahren, das Oxyfuel-Verfahren, befindet sich noch in der Entwicklung und wurde bisher nur in einigen Pilotprojekten umgesetzt (6). Hierbei wird das CO2 ebenfalls erst nach dem Verbrennungsprozess aus dem Rauchgas aufgefangen. Da die Verbrennung jedoch mit reinem Sauerstoff, anstelle von Luft, erfolgt, entstehen größere Mengen an CO2, welche im Anschluss leichter aufzufangen sind (7).

Die Abscheidung erfolgt in der Regel, indem das Gasgemisch durch einen oder mehrere Filter geleitet wird, in welchem durch ein Lösungsmittel, ein Sorptionsmittel oder eine Membran das CO2 vom restlichen Gas getrennt wird (9). Als Lösungsmittel kommt meist eine Amin-Wäsche, Natrium- oder
Kaliumcarbonat zum Einsatz. Diese können das CO2 aus dem Gasgemisch chemisch reversibel binden und somit von dem Rest des Produktgases trennen. Unter Wärmezufuhr lässt sich diese Verbindung wieder auftrennen und das CO2 kann entnommen werden (10). Sorptionsmittel hingegen kommen am meisten in Form von Zeolithen (kristalline Alumosilikate) oder Metall-Organischen-Verbindungen (MOFs) vor. Diese porösen Stoffverbindungen, die im gröbsten Sinne nach dem Sieb-Prinzip funktionieren, können ebenso wie Membrane gezielt Teilchen gewünschter Größe aus einem Gasgemisch trennen. Sie werden vom Gasgemisch durchströmt und Teilchen, die zu groß sind, werden in der porösen Struktur eingelagert. Ist der Filter ausreichend mit CO2 angereichert, kann dieser ebenfalls durch Wärmezufuhr regeneriert werden, wobei das CO2 wieder frei wird (11). Nachdem die Abscheidung erfolgt ist, muss das so gefangene Gas anschließend gespeichert werden, damit es nicht in die Atmosphäre gelangt.

Wo wird das CO2 gespeichert und gibt es Risiken?

Zur Speicherung des gefangenen CO2 bieten sich mehrere Möglichkeiten an. Ins­besondere die Speicherung in geologischen Speichern, wie in Salzkavernen oder Gas- und Öl­lager­stätten ist in der Debatte stark vertreten (6), da sie über eine sehr hohe Porosität und Undurch­lässigkeit verfügen (8). Die Tiefe solcher Kavernen liegt typischer­weise in einer Reichweite von 1 km bis 5 km (8). Gerade durch die langjährige Erfahrung bei der Gas- und Ölförderung in solchen Tiefen können solche Speicher bereits heute kommerziell umgesetzt werden. Ein vor allem für die Ölindustrie vielversprechender Ansatz ist das Enhanced Oil Recovery Verfahren (EOR, 8). Hierbei wird das CO2 unter Druck in die Kavernen gepresst und verdrängt so das zu fördernde Öl in Richtung Oberfläche. Für die Speicherung von Treibhausgasen in solchen Kavernen spricht zum einen die räumliche Nähe der Speicher zu den CO2 Emittenten und die damit einhergehenden kurzen Transportwege. Die meisten der größeren Emittenten befinden sich in einer Reichweite von maximal 300 km zu einer geeigneten Lagerstätte (6). Somit kann der Transport problemlos über Pipelines erfolgen (12). Andererseits ist eines der Hauptargumente die vorhandene Speicher­kapazität. So konnte nachgewiesen werden, dass die Regionen mit den höchsten CO2-Emissionen ebenfalls eine sehr große Speicherkapazität besitzen und diese auch ausreichend ist, um die für eine rechtzeitige Klimaneutralität benötigte Menge an Treibhausgasen dort einlagern zu können (12).


Abbildung 2: Geologische Speicherkapazität für CO2 in Mt (eigene Übersetzung nach (18))

Die Zwischen- und Endlagerung von CO2 in geologischen Formationen birgt jedoch auch Risiken. Sollte es zu einer Leckage kommen, so kann sich das sowohl auf die Umwelt als auch auf den Menschen auswirken. In kleinen Mengen wirkt sich konzentriertes CO2 auf den Menschen in Form von Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerz und Übelkeit aus. In höheren Konzentrationen (> 5 %) kann es durch seine erstickende Wirkung über einen längeren Zeitraum bereits tödlich sein. Eine direkte Bedrohung für den Menschen ergibt sich daraus in der Regel jedoch nicht, da sich das freigewordene, hochkonzentrierte CO2 sehr schnell in der Umgebungsluft verdünnt und sich bereits bei geringem Windaufkommen verflüchtigt. Gebiete, die aufgrund ihrer Lage in einer Senke, windärmer sind als andere Regionen können eine Ausnahme darstellen. Hier bieten Häuser jedoch ausreichend Schutz, bis es zur Verflüchtigung des Gases kommt (13). Tritt das CO2 aufgrund einer Leckage aus dem Boden aus, so reichert sich auch der Boden mit CO2 an. Bis zu einem Grenzwert von etwa 30 % kann sich dies sogar förderlich auf das Pflanzenwachstum auswirken. Wird dieser Wert jedoch überschritten, dann kann auch dies tödlich für Pflanzen und Tiere in der nahen Umgebung der Austrittsstelle sein (13). Passiert das CO2 auf seinem Weg an die Oberfläche Grund­wasser­vor­kommen, so können Schadstoffe im Untergrund freigesetzt und in das Grundwasser transportiert werden. Auch salzige Grundwässer können verdrängt und in höhere Boden­schichten getragen werden, wodurch es zu erhöhten Salz­konzentra­tionen im Grund­wasser, in Böden und Oberflächen­gewässern kommen kann (14). Generell zeigen Unter­suchungen jedoch, dass das Risiko einer Leckage, sobald das CO2 einmal in solche Kavernen injiziert wurde, relativ gering ist und somit etwa 98 % des gefangenen CO2 für bis zu 10.000 Jahre gelagert werden kann (8). Die größte Heraus­forderung bei dieser Methode bleibt somit die Identifi­zierung von sicheren Standorten (12).

Ein anderer Ansatz, der noch immer untersucht wird, ist die Lagerung in den Ozeanen. Dort soll das CO2 entweder im Wasser gelöst oder in solchen Tiefen eingelassen werden, dass es durch den hohen Druck nicht mehr aufsteigen kann und eine Art Unterwassersee bildet (6). Diese Methode würde sich aufgrund der damit einhergehenden enormen Speicherkapazität durchaus anbieten. Im Zuge von kleineren Pilotprojekten konnte bereits eine erhöhte Sterblichkeit von Meeresorganismen in direkter Umgebung der Lagerstätte festgestellt werden. Welche Auswirkungen dies bei einer großräumigen Anwendung hätte, kann zum aktuellen Zeitpunkt jedoch noch nicht genau abgeschätzt werden (6).

Wie bereits erwähnt, könnte das CO2 im Rahmen des Konzepts CCU als Rohstoff verwendet werden. So soll fossiles CO2 in Produktionsketten durch gefangenes CO2 ersetzt werden. In der Lebensmittelindustrie kann beispielsweise das CO2 zurückgeführt und in Getränken oder als Kühlmittel für den Transport verwendet werden (6). Ein weiteres, besonders im Ausblick auf die Energiewende, prominentes Anwendungsbeispiel ist die Konversion von CO2 zu sogenannten E-Fuels mittels Power-To-X Technologien (7). Hierbei wird zum Beispiel mit Hilfe von Strom aus Erneuer­baren Energien aus Wasser und CO2 ein Treib­stoff hergestellt, der in her­kömm­lichen Fahrzeugen verwendet werden kann und in der Gesamt­bilanz Klima­neutral ist (15). Auch die bereits bestehende Infra­struktur kann zur Verteilung der E-Fuels genutzt werden. Der Herstellungs­prozess solcher E-Kraft­stoffe ist jedoch durch die höhere Anzahl von Prozess­schritten im Vergleich zum Laden eines E-Autos oder eines Wasser­stoff­fahrzeugs von hohen Verlusten geprägt. Daraus resultierend ist es höchst wahrscheinlich, dass dieser Umwandlungs­prozess vorwiegend für die Luft- und Schifffahrt genutzt wird (25). Durch die minera­lische Karbonisierung kann CO2 in Steine oder andere Bau­materialien umgewandelt werden und somit in Gebäuden langfristig gebunden werden. Der Nachteil an dieser Technologie ist der hohe Energie­aufwand. Ein Kraftwerk mit an­schließender minera­lischen Karboni­sierung kann einen um bis zu 180 % höheren Energie­bedarf haben als ein Kraftwerk ohne CCS (6). Weitere Speicher­methoden befinden sich zurzeit in der Entwicklung (7).

Wie viel Emissionen können durch CCS und CCU vermieden werden?

Im Jahr 2019 wurden weltweit 33 Gt an CO2 emittiert (16). Statista beziffert die CO2-Emissionen aus dem Jahr 2019 sogar mit fast 37 Gt (17). In der Annahme, dass sich die Anteile der verschiedenen Sektoren wenig verändert haben, kann man davon ausgehen, dass der Energiesektor für etwa 40 % der weltweiten Emissionen verantwortlich war. Der Verkehrs- und Transportsektor sowie die herstellende Industrie machten einen Anteil von jeweils etwa 24 % aus. Die restlichen Emissionen verteilen sich auf den Wohn-/ Gebäudesektor und andere Anwendungen (18). Im Energiesektor können mit den heutzutage verfügbaren Technologien 85-95 % des verursachten CO2 aufgefangen werden. Generell benötigen Kraftwerke mit CCS – mineralische Karbonisierung nicht berücksichtigt – jedoch 10-40 % mehr Energie als Referenzkraftwerke ohne CCS. Wie in der Abbildung 2 zu erkennen ist, können allerdings Einsparungen in Höhe von 80-90 % erreicht werden (6).


Abbildung 3: Übersicht des emittierten und gefangenen CO2 in einem Kraftwerk mit und ohne CCS (eigene Übersetzung nach (6))

Da somit jedoch nicht vermieden werden kann, dass alle im Energiesektor anfallenden Emissionen aus der Atmosphäre ferngehalten werden und auch Emissionen der anderen Sektoren zu berücksichtigen sind, ist ab­sehbar, dass eine reine Vermeidungs­strategie nicht ausreichen wird. Mit Hilfe von 26 kommerziellen Ein­richtungen für CCS konnten im Jahr 2020 CO2-Ein­sparungen von 40 Mio. t erzielt werden (19). Das entspricht einer Menge von 0,12 % der welt­weiten CO2-Emissionen. Weitere Anlagen mit einer Kapazität von etwa 70 Mio. t CO2 pro Jahr befinden sich zurzeit in der Entwicklung­sphase (18).

Generell ist die Vermeidung von CO2-Emissionen oder diese vor dem Eintritt in die Atmosphäre aufzufangen um ein Vielfaches günstiger als existierende Alternativen. Sollte es jedoch absehbar sein, dass eine Klimaneutralität nicht rechtzeitig erreicht werden kann, wird es nötig werden ebenfalls sogenannte Negative Emission Technologies (NET) in großen Mengen einzusetzen (20). Die zwei bekanntesten Ansätze sind die Direct Air Carbon Capture Storage (DACCS) und die Bio-Energy with Carbon Capture Storage (BECCS, 8). Eine vereinfachte Darstellung des BECCS- und DACCS-Verfahrens ist in Abbildung 3 dargestellt.


Abbildung 4: Schematische Darstellung der BECCS (oben) und DACCS (unten) Verfahren (eigene Übersetzung nach (20))

Wie der Name bereits verrät, wird bei dem DACCS-Verfahren das CO2 aus der Umgebungs­luft entnommen. Dabei wird die Umgebungs­luft über große Turbinen angesogen und, wie bereits zuvor erläutert, durch entsprechende Filter­mechanismen geleitet, um das CO2 von der Luft zu trennen. Der größte Vorteil dieser Technologie ist, dass man sie so gut wie überall einsetzen kann und sich diese nicht in räumlicher Nähe zu großen CO2-Emittenten befinden muss. Um Transport­kosten zu sparen könnte sich diese beispiels­weise in direkter Nähe zu einer Fabrik befinden, die das CO2 im Sinne der CCU weiter­verarbeiten kann.

Da die CO2-Konzentration in der Umgebungs­luft jedoch wesentlich niedriger ist, als in einem Abgas­strom sind die Kosten pro gefangener Tonne CO2 etwa dreimal so hoch wie bei herkömmlichen CCS-Anwendungen. Aktuell werden weltweit 19 DACCS-Kraftwerke betrieben, die jährlich 10.000 t CO2 fangen. Ein weiteres Kraftwerk mit einer Kapazität von 1 Gt CO2 pro Jahr befindet sich zurzeit in Entwicklung. In dem Szenario, in dem die Klima­neutralität im Jahr 2050 erreicht sein soll, wird im Jahr 2030 mit einer Kapazität von 85 Gt pro Jahr und im Jahr 2050 mit einer Kapazität von 980 Gt pro Jahr gerechnet (21).

BECCS beschreibt den Prozess bei dem durch Biomasse, wie beispiels­weise Bäume, CO2 gebunden wird. Diese Biomasse wird anschließend zur Energie­erzeugung verbrannt und das so freigewordene CO2 kann anschließend entweder in Kavernen gespeichert oder weiter­verwendet werden. So können negative Emissionen erreicht werden. Der Umwelt kann durch das Pflanzen von Bäumen etwas Gutes getan werden und der Klima­wandel wird ebenfalls effektiv bekämpft (22). Wird Bio­masse, wie beispiels­weise absterbende Bäume oder Neben­produkte, genutzt, so kann man durchaus von einer Win-Win-Situation sprechen. Werden jedoch andere Flächen zu dieser Anwendung nutzbar gemacht, so erhöht dies die Flächen­konkurrenz zu anderen (erneuerbaren) Energie­erzeugungs­technologien und der Land­wirtschaft (12). Des Weiteren kann es zu negativen Aus­wirkungen auf Ökosysteme, den Wasser­haushalt, sowie die Boden- und Wasser­qualität kommen (22).

Ob sich eine dieser Technologien langfristig durchsetzen wird ist unklar. Der Bericht des Weltklimarates (IPCC) aus dem Jahr 2018 zeigt jedoch auf, dass durch Carbon Dioxide Removal Technologien (CDR) – abhängig vom betrachtetem Pfad zur Klimaneutralität – CO2 in Höhe von 100 – 1.000 Gt aus der Atmosphäre entnommen werden muss (23) und somit die weitere Forschung in diesem Gebiet unabdingbar bleibt.

Was hält CCS zurück und welches Potenzial hat die Technologie?

Am meisten wird die CCS-Technologie deutlich durch ihre hohen Kosten aus­gebremst. Während Klein­stsysteme bereits kommerziell betrieben werden können, rentieren sich größere Projekte in der Regel zurzeit noch nicht. Es gibt auch Groß­projekte die kommerziell betrieben werden, jedoch ist dies nur aufgrund lokaler Begeben­heiten durch niedrige Steuern, Rohstoff­preise und Subventionen möglich (18). So können die Kosten pro erzeugter KWh bei einem Kraftwerk mit CCS 30-70 % höher ausfallen als bei einem Kraftwerk ohne CCS-Technologie. Die Art der Speicherung im Anschluss spielt ebenfalls eine große Rolle, die die Gesamt­kosten beeinflusst. Ein Trend in der Kosten­entwicklung ist ebenfalls schwer zu ermitteln, da es sich bei vielen Kraft­werken um das erste ihrer Art handelt (24). Klar ist dennoch, dass eine Kosten­reduzierung durch Skalierungs­effekte, eine Implemen­tierung von standardi­sierten Kraftwerken und automati­sierten Prozessen erfolgen kann, wodurch sich die Technologie verbreiten wird (18).

Die Dringlich­keit der Weiter­entwicklung einer solchen Technologie kann keines­wegs ab­gestritten werden. Gerade in Anbetracht des wirtschaft­lichen Aufschwungs vieler Länder des globalen Südens wird der welt­weite Energie­bedarf weiter ansteigen. Insbesondere an dieser Stelle wird es von Bedeutung sein von vornherein CCS-Technologien zu implemen­tieren, um die CO2-Emissionen nicht noch weiter in die Höhe schnellen zu lassen. Es ist ebenfalls abzusehen, dass große Wirtschafts­mächte durch ihre politischen Entscheidungen eine radikale Veränderung des Energiesystems hinauszögern werden. Durch die Implemen­tierung der CCS-Technologie können trotz der Nutzung von emissions­starken Energie­erzeugungs­technologien die CO2-Emissionen drastisch reduziert werden (12). Da Wasserstoff ebenfalls als Schlüssel­technologie zur Umstellung des Energie­systems betrachtet wird, kann auch hier die Produktion von blauem Wasserstoff mittels Erdgas dekarbonisiert werden. Dies trifft einerseits auf die Öl- und Baustoff­industrie (Zement, Eisen und Stahl), andererseits jedoch auch auf die Landwirt­schaft durch den Einsatz von Dünge­mitteln zu (8). Bezieht man die technischen Grenzen dieser Technologie zum aktuellen Zeitpunkt mit in die Betrachtung ein, so indizieren Studien, dass die welt­weiten Treibhaus­gas­missionen bis 2050 durch den Einsatz von CCS-Technologien um 20-40 % gesenkt werden können. Davon sollen 30-60 % in der Energie­produktion und weitere 30-40 % in der Industrie eingespart werden können (6).

Schlussendlich lässt sich feststellen, dass CCS eine enorm teure Technologie ist, die wie jede andere Technologie ihre Vor- und Nachteile hat und zum aktuellen Zeitpunkt aufgrund der Menge der vermiedenen Emissionen nur wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirkt. Langfristig betrachtet hat sie jedoch im Gegensatz zu allen anderen Mitigations-Alternativen, wie Energieeffizienz, CO2-arme Treibstoffe und nukleare oder regenerative Energiequellen, das Potential die Kosten aller Alternativen zu senken (6). Trotz vieler Vorbehalte kann die Technologie zu einer Schlüsseltechnologie in der Abschwächung des Klimawandels werden, keinesfalls jedoch kann sie den Bedarf eines Zubaus Erneuer­barer Energien ersetzen.

Von: Patrick Vogel

 

QUELLEN:


(1) Umweltbundesamt (2021). Atmosphärische Treibhausgas-Konzentration. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/atmosphaerische-treibhausgas-konzentrationen#beitrag-langlebiger-treibhausgase-zum-treibhauseffekt (abgerufen am: 15.02.2022).
(2) Scientists4Future (2021). Die Zeit läuft uns davon: Die CO2-Uhr und tagesaktuelle CO2-Messwerte. Verfügbar unter: https://at.scientists4future.org/die-zeit-laeuft-uns-davon-die-CO2-uhr/ (abgerufen am: 15.02.2022).
(3) Statista (2021). So viel Kohlekraft installiert China jährlich neu. Verfügbar unter: https://de.statista.com/infografik/23441/leistung-der-neu-installierten-und-ausser-betrieb-genommenen-kohlekraftwerke-in-china/ (abgerufen am: 15.02.2022).
(4) BMWI (2020). Kohleausstieg und Strukturwandel. Verfügbar unter: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Artikel/Wirtschaft/kohleausstieg-und-strukturwandel.html (abgerufen am: 15.02.2022).
(5) Wuppertal Institut (2020). CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze. Verfügbar unter: https://fridaysforfuture.de/wp-content/uploads/2020/10/FFF-Bericht_Ambition2035_Endbericht_final_20201011-v.3.pdf (abgerufen am: 15.02.2022).
(6) IPCC (2005). IPCC Special Report on Carbon Dioxide Capture and Storage. Verfügbar unter: https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2018/03/srccs_wholereport-1.pdf (abgerufen am: 15.02.2022).
(7) Amsen, E. (2021). CCS and CCU. Mind explaining what these are again?. Verfügbar unter: https://journeytozerostories.neste.com/circular-economy/ccs-and-ccu-mind-explaining-what-these-are-again?gclid=Cj0KCQiAxc6PBhCEARIsAH8Hff2cG8Qo33Mg3zvgJlLqZUUbot39UQWqe6sg1yN3x-vZY6p9qR1i5n8aAtlOEALw_wcB#3c956746 (abgerufen am: 15.02.2022).
(8) The Royal Society (2021). Carbon dioxide capture and storage: A route to net zero for power and industry. Verfügbar unter: https://royalsociety.org/-/media/policy/projects/climate-change-science-solutions/climate-science-solutions-ccs.pdf (abgerufen am: 15.02.2022).
(9) Mission Innovation Carbon Capture, Utilization, and Storage Workshop (2017). Mission Innovation: Accelerating the Clean Energy Revolution. Verfügbar unter: https://www.energy.gov/sites/default/files/2018/05/f51/Accelerating%20Breakthrough%20Innovation%20in%20Carbon%20Capture%2C%20Utilization%2C%20and%20Storage%20_0.pdf (abgerufen am: 15.02.2022).
(10) Vega, F. et al. (2018). Solvents for Carbon Dioxide Capture. Verfügbar unter: https://www.researchgate.net/publication/327178506_Solvents_for_Carbon_Dioxide_Capture (abgerufen am: 15.02.2022).
(11) Shi, X. et al. (2019). Sorbents for Direct Capture of CO2 from Ambient Air. Verfügbar unter: https://www.researchgate.net/publication/334970095_Sorbents_for_Direct_Capture_of_CO2_from_Ambient_Air (abgerufen am: 15.02.2022).
(12) Shreyash, N. et al. (2021). The Review of Carbon Capture-Storage Technologies and Developing Fuel Cells for Enhancing Utilization. Verfügbar unter: https://www.mdpi.com/1996-1073/14/16/4978 (abgerufen am: 15.02.2022).
(13) CO2Geonet (2009). Geologische CO2-Speicherung – Was ist das eigentlich? Verfügbar unter: https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Nutzung_tieferer_Untergrund_CO2Speicherung/Downloads/CO2Geonet-broschuere.pdf?__blob=publicationFile&v=2 (abgerufen am: 15.02.2022).
(14) Umweltbundesamt (2021). Carbon Capture and Storage. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/grundwasser/nutzung-belastungen/carbon-capture-storage#grundlegende-informationen (abgerufen am: 15.02.2022).
(15) BDI (2021). E-Fuels: CO2-neutrale Kraftstoffe der Zukunft. Verfügbar unter: https://bdi.eu/artikel/news/e-fuels-CO2-neutrale-kraftstoffe-der-zukunft/ (abgerufen am: 15.02.2022).
(16) Regufe, M. et al. (2021). Current Developments of Carbon Capture Storage and/or Utilization–Looking for Net-Zero Emissions Defined in the Paris Agreement. Verfügbar unter: https://www.mdpi.com/1996-1073/14/9/2406 (abgerufen am: 15.02.2022).
(17) Statista (2022). CO2-Emissionen weltweit in den Jahren 1960 bis 2020. Verfügbar unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/37187/umfrage/der-weltweite-CO2-ausstoss-seit-1751/ (abgerufen am: 15.02.2022).
(18) Global CCS Institute (2020). The Global Status of CCS: 2020. Verfügbar unter: https://www.globalccsinstitute.com/wp-content/uploads/2021/03/Global-Status-of-CCS-Report-English.pdf (abgerufen am: 15.02.2022).
(19) Global CCS Institute (2020). Carbon Capture and Storage Technology on the Rise for Third Year in Row, Climate Report Finds. Verfügbar unter: https://www.globalccsinstitute.com/news-media/press-room/media-releases/carbon-capture-and-storage-technology-on-the-rise-for-third-year-in-row-climate-report-finds/ (abgerufen am: 15.02.2022).
(20) UNECE (2021). Technology Brief: Carbon Capture, Use and Storage (CCUS). Verfügbar unter: https://unece.org/sites/default/files/2021-03/CCUS%20brochure_EN_final.pdf (abgerufen am: 15.02.2022).
(21) IEA (2021). Direct Air Capture. Verfügbar unter: https://www.iea.org/reports/direct-air-capture (abgerufen am: 15.02.2022).
(22) Umweltbundesamt (2019). CO2-Entnahme aus der Atmosphäre muss sicher und nachhaltig sein. Verfügbar unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/CO2-entnahme-aus-der-atmosphaere-muss-sicher (abgerufen am: 15.02.2022).
(23) IPCC (2019). IPCC-Sonderbericht über 1,5 °C globale Erwärmung. Verfügbar unter: https://www.de-ipcc.de/media/content/Hauptaussagen_IPCC_SR15.pdf (abgerufen am: 15.02.2022).
(24) Global CCS Institute (2017). GLOBAL COSTS OF CARBON CAPTURE AND STORAGE. Verfügbar unter: https://www.globalccsinstitute.com/archive/hub/publications/201688/global-ccs-cost-updatev4.pdf (abgerufen am: 15.02.2022).
(25) Deutscher Bundestag (2018). Dokumentation – E-Fuels. Verfügbar unter: https://www.bundestag.de/resource/blob/544092/dab1b2ac5f0264e4b35ea370d197922e/wd-5-008-18-pdf-data.pdf (abgerufen am: 24.02.2022).
(26) Dütschke, E. et. Al. (2015). Schlussbericht – Chancen für und Grenzen der Akzeptanz von CCS in Deutschland „CCS-Chancen“. Verfügbar unter: https://www.isi.fraunhofer.de/de/competence-center/energietechnologien-energiesysteme/projekte/316342_ccs-chancen.html#305975574 (abgerufen am: 24.02.2022).
(27) Die Klimareporter (2019). Das CCS-Dilemma. Verfügbar unter: https://www.klimareporter.de/technik/das-ccs-dilemma (abgerufen am: 24.02.2022).
(28) DIW Berlin (2010). Hohe Unsicherheiten bei der CO2-Abscheidung: Eine Energiebrücke ins Nichts?. Verfügbar unter: https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.360909.de/10-36-1.pdf (abgerufen am 24.02.2022).
(29) Choudhary, P. (2016). Carbon Capture and Storage Program (CCSP) Final report. Verfügbar unter: https://www.researchgate.net/publication/328352287_Carbon_Capture_and_Storage_ProgramCCSP_Final_report_112011-31102016 (abgerufen am: 24.02.2022).
(30) IPCC (2021). Summary for Policymakers. Verfügbar unter: https://report.ipcc.ch/ar6wg1/pdf/IPCC_AR6_WGI_SPM.pdf (abgerufen am: 24.02.2022)

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